Ein Jahr für den Klimaschutz
Joshua Barek Schafi absolviert ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden gGmbH
Im September 2021 begann Joshua Barek Schafi ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden gGmbH (KleVer). Für ein Jahr unterstützt er die Planung verschiedenster Klimakampagnen, füllt die Homepage und den Newsletter mit Inhalten und übernimmt Verantwortung bei der Umsetzung eigener Projekte. Seine vielfältigen Tätigkeiten bieten ihm die Möglichkeit, im Sinne der Natur zu handeln und sich persönlich weiterzubilden.
Die KleVer wurde Ende 2019 vom Landkreis Verden sowie den Städten und Gemeinden des Kreises gegründet. Sie soll den Klimaschutz in der Region voranbringen und Kontakte zu Fachleuten aus verschiedenen Bereichen vermitteln. Das vierköpfige Team mit Sitz im Norddeutschen Zentrum für nachhaltiges Bauen in Verden vermittelt Energieberatungen und bündelt Informationen zu verschiedenen Themen, knüpft Netzwerke und versteht sich als Vermittler.
Joshua ist eher durch Zufall auf die Stelle für ein FÖJ bei der KleVer gestoßen. Eigentlich hatte sich der neunzehnjährige Rotenburger auf andere Stellen beworben, von denen er jedoch Absagen erhielt. Für Bewerber*innen, die auf dem regulären Wege keine geeignete Stelle finden, gibt es in Niedersachsen einen „Bewerbungspool“. Auf diesen können alle noch suchenden Einsatzstellen zugreifen. Dort hatte die KleVer Joshuas Profil entdeckt und ihn angeschrieben. „So bin ich dann hier gelandet“, erzählt Joshua begeistert.
Ein FÖJ können alle jungen Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahre machen, die ihre Schulpflicht bereits abgeschlossen haben. Das FÖJ wird bundesweit bei unterschiedlichen Einsatzstellen angeboten und auf Landesebene von verschiedenen Trägern organisiert. In Niedersachsen ist dafür die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz zuständig. Neben der Tätigkeit in den Einsatzstellen gehören auch jeweils 25 Seminartage zum FÖJ, bei denen Teilnehmende aus verschiedenen Orten gemeinsam Themen aus Umwelt-, Natur- und Klimaschutz erarbeiten.
Zu den Aktivitäten der KleVer gehören auch regelmäßige Sprechstunden, die von eigenen wie auch externen Referierenden begleitet werden. So gibt es einmal im Monat eine Mobilitäts-Sprechstunde mit dem Schwerpunkt Elektromobiliät. KleVer-Mitarbeiter Corbinian Schöfinius veranstaltet eine monatliche Photovoltaik-Sprechstunde und die neue Wärmewende-Sprechstunde behandelt verschiedene Themen wie Heizungstausch oder Dämmung. Wegen Corona können zurzeit ausschließlich Online-Veranstaltungen durchgeführt werden.
Das KleVer-Team arbeitet derzeit zum Teil im Homeoffice, damit die beiden Büros mit nur jeweils einer Person besetzt sind. Joshua selbst fährt aus diesem Grund nur am Montag und Donnerstag nach Verden und ist zwei Tage von Zuhause aus tätig. Je nachdem mit welchem Kollegen bzw. welcher Kollegin er jeweils im Büro ist, arbeitet er an Mobilitätsthemen oder eher im Bildungsbereich. Für die Fahrt aus Rotenburg nach Verden mit Fahrrad, Bahn und Bus ist er jeweils fast eine ganze Stunde unterwegs, sodass er durch die Arbeit im Homeoffice einiges an Zeit einspart.
Ein Projekt, an dem Joshua maßgeblich beteiligt war, ist die durch EU-Gelder für Klimaschutz im ländlichen Raum finanzierte Bereitstellung von Bildungsboxen für Schulen. Bei der Zusammenstellung von Büchern über erneuerbare Energien und Bausätzen für Solarautos wirkte auch Joshua mit.
Gleich zu Beginn seines FÖJ im September war Joshua bereits in die erste Kampagne eingebunden. Die „KleVer-Mobilitätswoche“ konnte im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche teilweise sogar noch in Präsenz durchgeführt werden. Es gab verschiedene Informationsveranstaltungen wie z.B. den Livestream einer Diskussionsrunde über E-Mobilität im Autohaus Eggers in Verden, welchen Joshua aufzeichnete und technisch assistierte. Auch die dazugehörige Kampagnenhomepage wurde von Joshua betreut und überarbeitet.
Bei der nächsten Kampagne „KleVer heizen“ war Joshua von Anfang an dabei, organisierte selbst Referierende und bearbeitete Anmeldungen für Gutscheine zu Energieberatungen.
Dass ihm von Anfang an so viel Verantwortung übertragen wurde, gefällt Joshua sehr gut und auch, dass ihm dabei freigestellt ist, wie viel er davon übernehmen kann und will. Manchmal empfindet er es aber auch als guten Ausgleich, einfache Arbeiten zu erledigen, wie z.B. Ordner sortieren oder Anmeldedaten zu übertragen.
Noch mehr Abwechslung wird Joshua freitags geboten. Dann ar-beitet er nicht bei der KleVer, sondern bei dem gemeinnützigen Verein climactivity e.V. in Bremen. Dieser hat eine App entwickelt, um den eigenen „ökologischen Fußabdruck“ zu überprüfen und zu optimieren. Einmal im Monat veranstalten zwei Moderatoren einen climactivity-Abend samt Klimaquiz per Livestream, der in Zukunft als Präsenztermin auch in Verden stattfinden soll. Gemeinsam mit Lisa Pischke, der Klimaschutzmanagerin der Stadt Verden, hat Joshua bereits begonnen, einen geeigneten Veranstaltungsort hierfür zu suchen.
Zum FÖJ gehört es weiterhin, dass den Teilnehmenden bis zu 20 Prozent ihrer regulären Arbeitszeit für eigene Projekte zur Verfügung stehen. Da Joshua ohnehin mit der Organisation diverser Projekte befasst ist, hat er sich für dasjenige entschieden, bei dem er den größten Einfluss hat und zusammen mit zwei Gleichaltrigen alles eigenständig ausarbeitet: Er nimmt an dem Projekt „Kommunale Klimascouts“ des Deutschen Instituts für Urbanistik teil. Dabei sollen Auszubildende in kommunalen Verwaltungen zu „Klimascouts“ weitergebildet und Klimaschutz-Experten*innen für ihren Bereich werden. Dazu haben sich die Azubis aus den Landkreisen Verden und Nienburg in sechs Teams aufgeteilt, um Projekte zu entwickeln, die der jeweiligen Kommune im Bereich Klimaschutz weiterhelfen. Die Projekte werden bei einem Wettbewerb eingereicht, der gegen Jahresende ausgewertet wird. Joshuas Team hat die Idee, ein Leih-Lastenrad, zuerst in Verden und dann im Flecken Ottersberg bereitzustellen. Dabei müssen sie bisher ausschließlich mit dem von der KleVer bereit gestellten Grundbudget von 200 € auskommen, das zur Hälfte bereits für Werbematerial investiert wurde. Sie hoffen aber auf weitere Förderung von den Kommunen oder privaten Sponsoren.
Auch bei der KleVer sind bereits die nächsten Projekte in Planung. Geschäftsführerin Janine Schmidt-Curreli will in diesem Jahr noch weitere Informationsangebote zum Thema Photovoltaik in der Region organisieren. Dazu stellt die KleVer auf ihrer Homepage bereits einen „Solaratlas“ zur Verfügung, welcher durch verschiedene Einfärbungen auf einer Online-Landkarte den jeweiligen Sonnenertrag für den gesamten Landkreis anzeigt. Dabei lässt sich auch der individuelle Ertrag errechnen und der Kontakt zu einem Handwerksunternehmen herstellen.
Fragt man Joshua nach einer Zwischenbilanz zu seinem FÖJ, so bekommt man eine geradezu begeisterte Resonanz. Es sei ein großes Glück für ihn bei der KleVer gelandet zu sein und er habe bereits im ersten halben Jahr sehr viel dazu gelernt und viele neue Erfahrungen gesammelt. Obwohl er sich das vorher gar nicht hätte vorstellen können, sei es nun für ihn durchaus denkbar, dass er auch zukünftig für den Klimaschutz arbeiten wird, z.B. in der freien Wirtschaft oder einer NGO. Er sieht es als eine hervorragende Möglichkeit an, sich im Rahmen eines FÖJ für ein Jahr intensiv mit dem Thema Natur-, Umwelt und Klimaschutz zu beschäftigen. Nach dem Jahr möchte er jedoch wahrscheinlich erst mal nach Hannover ziehen um dort Wirtschaftswissenschaften im Bachelor und Wirtschaftsgeografie im Master studieren. Für alle, die sich ebenfalls für ein FÖJ interessieren, empfiehlt er, sich zügig auf eine Stelle zu bewerben, da bereits ab März die Einstellungsgespräche geplant werden und bei zu großer Nachfrage teilweise keine neuen Bewerbungen mehr angenommen werden. Auf den Internetseiten des Trägers www.nna.de gibt es eine Übersicht aller Einsatzstellen sowie Informationen zum Bewerbungsverfahren in Niedersachsen. So lange es noch Plätze gibt, kann man sich dort bewerben, indem man nach Anmeldung im Online-Portal seine Wunsch-Einsatzstellen auswählt und die erforderlichen Unterlagen hochlädt. Wer bis zum Sommer noch keine Zusage hat, kann, so wie Joshua, den Bewerbungspool der NNA nutzen und vielleicht noch auf diesem Wege seine „Traum-FÖJ-Stelle“ finden.