Klimaschutz aus der Praxis: Moorschutz ist Klimaschutz!
Das Quelkhorner Moor wird zum Kohlenstoffspeicher!
Moore speichern mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem der Welt. Obwohl Moore nur rund drei Prozent der Landfläche bedecken, speichern sie ein Drittel der erdgebundenen Kohlenstoffvorräte. Alle Wälder der Erde zusammengenommen speichern nur etwa die Hälfte davon. Neben Kohlenstoff speichern Moore erhebliche Mengen an Stickstoff. Werden die Moore entwässert, setzen sie auch Lachgas frei. Lachgasemissionen aus geschädigten Mooren waren lange unterschätzt. Tatsächlich haben sie globale Auswirkung auf den Klimawandel. Wissenschaftler um Professor Ölo Mander von der Universität Tartu in Estland gehen sogar davon aus, dass 72% der globalen Lachgasemissionen aus entwässerten Mooren stammen. Umso wichtiger ist ihr Erhalt!
Weltweit werden Moore durch Torfabbau oder durch Brandrodung zerstört. Auch in Deutschland wird immer noch Torf abgebaut, der aber nicht mehr als Brennstoff sondern hauptsächlich als Kultursubstrat im Gartenbau verwendet wird.
In Fischerhude-Quelkhorn (Gemeinde Ottersberg) ist ein Schritt zurück und damit weit nach vorne gelungen: Das rund 50 ha. große Moor wurde wieder vernässt und kann seiner Aufgabe als Kohlenstoffspeicher wieder voll nachgehen.
Verantwortlich für die Pflege des Quelkhorner Moores ist der Verein IKEO e.V..
Mehr Infos zum Quelhorner Moor und zur Kombination von Moorschutz- und Klimaschutz.
Interview mit Dr. Jochen Bertzbach, der das Quelkhorner Moor seit Jahrzehnten betreut
Das Quelkhorner Moor ist ein kleines ca. 25 ha großes Hochmoor, das bis in die 1960 iger Jahre zur Torfgewinnung wirtschaftlich genutzt wurde. Für den Torfabbau war es notwendig, das Moor zu entwässern. Die Moorbesitzer waren verpflichtet, die Moorgräben offen zu halten, damit der Wasserabfluss gewährleistet war. Durch sog. Verbandsschauen fanden entsprechende Kontrollen statt. Nach dem Ende des Torfabbaus blieben die Gräben offen und das Wasser konnte weiterhin abfließen mit der Folge, dass in den Jahren danach das Moor mineralisierte und verbuschte und vom anfänglichen Moorcharakter nichts mehr zu erkennen war. So kam spontan die Idee der Wiedervernässung auf.
Wiedervernässungen von Mooren leisten einen zentralen Beitrag zum Naturschutz und Klimaschutz. Sie führen zu einer deutlichen Verringerung von Treibhausgasen. Nach Angaben der Universität Greifswald können mit Moorwiedervernässungen CO² Reduktionen von bis zu 30 to. Kohlendioydäquivalente pro ha. und Jahr erreicht werden.
Für die Wiedervernässung sind 2 Maßnahmen erforderlich.
- Schließen der Entwässerungsgräben
- Entfernen der Gehölze (Entkusseln) , um Licht für die lichtliebenden Hochmoorpflanzen zu schaffen und zur Verbesserung der Wasserbilanz. Eine Birke entzieht dem Moor an einem Sonnentag bis zu 300 Liter Wasser.
Bei diesen Aktionen haben viel Dorfbewohner, Vereine und Schulen mitgemacht. Mit der Wiedervernässung haben sich im Laufe der letzten 20 bis 30 Jahre eine hochmoortypische Flora und Fauna wieder angesiedelt. Es ist ein schützenwertes Biotop geschaffen worden und in der Öffentlichkeit ist das Bewusstsein für die Erhaltung von Mooren als wichtiger Kohlenstoffspeicher gefördert worden.
Die Beseitigung von durch Flugsamen bedingte jungen nachwachsenden Gehölzen (Entkusseln) auf den höher gelegenen nicht vernässten Moorflächen bleibt eine Daueraufgabe bei wiedervernässten Mooren. Unterstützt werden diese Entkusselungsaktionen durch den Einsatz von Schafen, die den Aufwuchs von Gehölzen und unerwünschten Gräsern wie dem Besenried, auch Pfeifengras genannt, kurz halten.
Grundsätzlich kann wohl eine landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden mit den Zielen des Klimaschutzes vereinbar sein. Denn der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten Moorflächen ist Grünland. Hier würde eine Extensivierung des Grünlandes ohne Entwässerung und Düngung zu einer deutlichen Reduktion von Emissionen führen. Die dadurch bedingte Ertrags-und Qualitätsminderung müsste durch Ausgleichszahlungen oder Vertragsnaturschutz u.a. kompensiert werden.
Die Paludikultur, eine nasse Bewirtschaftung von Mooren z.B. mit nachwachsenden Rohstoffen wird m.E. noch in Feldversuchen erprobt.